Bad Kissingen muss jünger werden – Zusammenleben der Generationen

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

wir haben gemeinsam mit der CSU-Fraktion einen Antrag an den Oberbürgermeister der Stadt Bad Kissingen zum Thema: Bad Kissingen muss jünger werden – Zusammenleben der Generationen gestellt. Gerne möchten wir Sie im Rahmen von Bürgerbeteiligung darüber informieren.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Vogel,

herzlichen Dank für Ihre ausführlichen Anmerkungen und Rückmeldungen zu den Positionen aus unserem Wahlprogramm. Ausgehend von der gemeinsamen Zielsetzung stellen wir hiermit den Antrag auf gemeinsamen Beschluss und konsequente Umsetzung der Zielsetzung:

Bad Kissingen soll jünger werden!

Die letzten Untersuchungen insbesondere vom Bayerischen Landesamt für Statistik bestätigen erneut in der Statistik kommunal 2020 und der regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung bis 2040 den höchsten Altersdurchschnitt in Bayern: der Landkreis Bad Kissingen mit 46,98 Jahren und die Stadt Bad Kissingen mit 49,5 Jahren. Dabei wird für den Landkreis bis 2040 ein Altersdurchschnitt von 48,8 Jahren und mit einem Altenquotient[1] von 63,6 einer der höchsten Anteile an über 65 Jährigen prognostiziert (ᴓ in Deutschland 2019: 36,4). Zudem steht der bisher in der Stadt Bad Kissingen stabilen und leicht wachsenden Bevölkerung die abnehmende Prognose bis 2040 für den Landkreis zwischen -7,5 und -2.5 entgegen.

Ergänzend möchten wir noch folgendes anmerken: Im aktuellen Gehaltsreport 2022 von Stepstone und Gehalt.de wurde das Bruttodurchschnittsgehalt in Deutschland in Höhe von 51.009 €  sowie der Median mit 44.074 € angegeben. Der Median der Region Bad Kissingen liegt mit 37.440 € deutlich unter dem Bundes- und auch etwas höherem Bayernschnitt mit 46.800 €

In der aktuellen Zukunftsforschung (siehe u.a. Trendstudie Progressive Provinz des Zukunftsinstituts) geht man gerade wegen der durch die Corona-Pandemie nochmals verstärkten Megatrends der Mobilität und Konnektivität von einer neuen Attraktivität auf dem Land zu wohnen aus. Gerade Menschen, die schon länger in großen Städten wohnen, wünschen sich mehr Ruhe, mehr Platz und mehr Nähe zur Natur. Spätestens bei der Familiengründung denken viele über einen Umzug nach. Dies ist für die fränkische Kurstadt Bad Kissingen, umgeben von intakter Natur, eine Chance.

Um Bad Kissingen zu einer resilienten und damit zukunftsfähigen Stadt zu entwickeln ist ein ausgewogenes Bevölkerungsverhältnis der Generationen insbesondere im Hinblick auf den Arbeitskräftebedarf in den Gesundheitsberufen, der Touristik und Gastronomie sowie im Dienstleistungssektor erforderlich.  Hierzu ist dringend erforderlich, die Attraktivität für jüngere Leute und Familien zu erhöhen und dies, wie Sie ebenfalls schreiben, auch zu vermarkten. Es braucht neben Aktivitäten und Angeboten in Kultur, Gastronomie und Unterhaltung eine Förderung von Mehrgenerationen-Projekten damit Jung und Alt in Bad Kissingen fruchtbar zusammenleben und zusammenarbeiten. Im Hinblick auf die o.g. Verdienstanalyse ist ausreichend bezahlbarer bzw. günstiger und zugleich attraktiver Wohnraum Voraussetzung für eine Motivation in Bad Kissingen zu leben, hier zu bleiben und den Lebensort nach Bad Kissingen zu verlegen.

Deshalb beantragen wir die Entwicklung als auch die Schaffung von Rahmenbedingen für Mehrgenerationen-Wohnprojekten und -quartieren.

Dabei sollten die Leerstände als auch zukünftige Leerstände wie z.B. in den alten Schulhäusern Garitz, Reiterswiesen und Arnshausen als potentielle Immobilien für Mehrgenerationenwohnen geprüft und einbezogen werden. Dabei sollten die ersten konkreten Planungen hierzu Ende 2022/Anfang 2023 vorgestellt und anschließend zügig umgesetzt werden.

Weiterhin beantragen wir den Einbezug und die Finanzierung der gemeinnützigen Wohngesellschaften (GeWo) als auch die Umsetzung als Genossenschaftsmodelle um ein ausgewogenes Angebot für Wohnraum von hochpreisigen bis hin zu günstigen Objekten insbesondere auch für Auszubildende, junge Erwachsene, Alleinerziehende und weitere zu schaffen.

Bei der Planung und Gestaltung neuer als auch derzeit in Planung befindlicher Wohngebiete wie Stöger II oder ein mögliches neues Baugebiet Bad Kissingen Süd im Rahmen der Landesgartenschau sollten neben der effizienten, baulich und technisch optimalen Funktion (z.B. Verdichtung) des Wohnens vor allem lebens- und sozialgemeinschaftsförderliche Strukturen berücksichtigt werden, welche ein nebeneinander verschiedenster Lebens-, Wohn- und Arbeitsverhältnisse erlaubt. Innerhalb der Projekte soll es neben individuellen Wohnformen mit privaten Freiflächen auch halböffentliche und gemeinschaftliche Flächen im Innen- sowie im Außenbereich geben.

Ergänzend beantragen wir zur konsequenten und zügigen Verfolgung des Ziels der Verjüngung der Stadt eine systematische Maßnahmeplanung bis spätestens Ende 2022 zur Attraktivitätssteigerung anschließend konsequenter Umsetzung mit laufender Erfolgs- und Ergebniskontrolle sowie regelmäßiger z.B. jährlicher Berichterstattung im Stadtrat als auch für die Öffentlichkeit.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Lang

[1] Anzahl der Personen im Alter von 65 und älter je 100 Personen im Verhältnis zu Personen im Alter von 20 bis unter 65 Jahren